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Die Teglinger Molkerei

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Wie mag Anfang 1895, als eine Molkerei in Teglingen gegründet werden sollte, diskutiert worden sein? Es ist leicht gesagt, daß am 10. Februar 1895 in Teglingen 31 Bauern zusammenkamen und die Molkereigenossenschaft gründeten. Es war aber nicht so, daß ihre Idee überall Anklang fand, im Gegenteil, die meisten Bauern waren skeptisch und scheuten vielleicht auch das Risiko. Alle 31 Landwirte, die ihren Namen unter die Gründungsurkunde setzten, verpflichteten sich pro gezeichneter Kuh einen Geschäftsanteil von 10 Reichsmark zu erwerben.

Erster Vorsitzender des Vorstandes wurde der Mitbegründer Johann-Bernhard Ehrnst, Teglingen. Das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden bekleidete Bernhard Grote, Teglingen. Zum Verwalter der Genossenschaft wurde Reichelt bestimmt.
Es fehlte nur noch die Molkerei beziehungsweise das Geld dafür. Man versuchte deshalb, weitere Mitglieder zu werben und hatte damit Erfolg: Schon im April 1895 stieg die Mitgliederzahl um 12 Bauern aus Schwefingen auf 43 an.

Im Frühsommer 1895 wurde auf dem Grundstück des Bauern Bernhard Otten, Teglingen, die Molkerei errichtet. Die Verarbeitung der Milch wurde sofort aufgenommen. Geliefert wurden von den 43 Mitgliedern mit 200 Kühen aus Teglingen und Schwefingen im Juli 1895 täglich etwa 600 Liter. Ihre Verwertung beschränkte sich auf die Herstellung von Butter, welche an Händler nach Köln verkauft wurde. Der erzielte Preis lag bei etwa 1,75 Reichsmark pro Kg. Den Mitgliedern wurde die Milch in den ersten Jahren mit 5 Pfennig pro Liter bezahlt.

Mit 30 Mitgliedern schloß sich im Jahre 1900 die Gemeinde Lehrte der Genossenschaft an. Die auf 80 Mitglieder angewachsenen Genossenschaft wurde 1912 durch den Beitritt der Lieferranten aus der Gemeinde Helte auf 115 erhöht. Die Bilanzsumme der ersten 15 Jahre blieb fast unverändert bei 20 000 Reichsmark. Daraus ist zu schließen, daß die Investionen nur im Rahmen der Abschreibungen vorgenommen wurden. Zwanzig Jahre nach der Gründung war die Mitgliederzahl auf 155 angewachsen. Zu diesem Zeitpunkt wurden täglich ca. 2 000 Liter Milch angeliefert.

Protokoll 

Wester

Im Jahre 1930 trat Hermann Wester als Betriebsleiter in die Genossenschaft ein. Die Anlieferung betrug in diesem Jahr bei 2,79% Fettgehalt 698 000 Liter. Für 10 000 Reichsmark wurden Neuanschaffungen und Umstellungen durchgesetzt.
1933 war eine Milchanlieferung von 1,4 Mio. Litern und 1934 eine von 2,1 Mio. Litern zu verzeichnen. Seit Dezember 1932 lieferte auch Backemude zum Betrieb in Teglingen. 1934 kamen die Lieferanten aus der Siedlung Osterbrock hinzu. Auf Grund der dauernd steigenden Milchanlieferung werden wiederum auch die Anlagen zu klein. So mußten 1934 ein neues Butterfaß und eine neue Kältemaschine beschafft werden. Für den Betriebsleiter Wester wurde 1934 ein Haus errichtet.

Anläßlich der "Braunen Messe", die vom 3. - 10.6.1934 in Meppen stattfand, beteiligten sich auch die Kinder der Oberklasse der Teglinger Schule an einem Aufzuge der Schulen des Kreises. Unter der Devise "Deutsche Ware und Wertarbeit" führten die Kinder ein prächtig geschmücktes Butterfaß im Zuge mit, das die Aufschrift trug:
"Teglinger Milch und Markenbutter, das ist fürwahr ein gutes Futter"

Um eine geordnete Versorgung mit einwandfreier Qualitätsmilch der Meppener Bevölkerung sicherzustellen, wurde in Meppen an der Haselünner Straße für 57 000 Reichsmark eine Entrahmungsstelle gebaut. Sie konnte am 5.3.1935 eröffnet werden. 

Für 1940 war für die Molkerei in Teglingen ein Generalumbau vorgesehen. Wegen des Krieges blieb es bei der Planung. Als man schließlich 1950 daran ging, wurde fast ein Neubau daraus. 1954 mußte auch die Rahmstation in Meppen umbebaut werden, weil jetzt nur noch tbc-freie Milch verkauft werden sollte. Die Entwicklung war unaufhaltsam. 1953 wurden rund 5,8 Mio. kg Milch angeliefert bei einem Fettgehalt von 3,46%. Diese Menge sollte bis 1969 nochmals um 50% steigen.

Molkerei 1952

Die von Jahr zu Jahr fortschreitende Geschäftsausweitung und die von der Molkerei erzielten Erfolge, die sich auch in einer Reihe wertvoller Plaketten, Medaillen und Urkunden ausdrücken, fanden im März 1960 anläßlich des 25-jährigen Jubiläums der "Milchversorgung Meppen" ihre Anerkennung in der Ernennung des Geschäftsführers Hermann Wester zum Molkereidirektor. Die von 1931 bis 1969 gemachten Qualitätsanstrengungen erbrachten 60 Medaillen. Außer drei "Anton-Fehr-Medaillen" wurde auch schon auf der 6. Grünen Woche in Berlin im Jahre 1931 ein 1. Preis erzielt.

Mit dem Jahre 1967 geht das Arbeitsleben von Hermann Wester zu Ende. Es war ein Leben für "seine Molkerei" voller Müh und Arbeit. Seine Arbeit war von Erfolg gekrönt und so blieb denn auch die Anerkennung durch die Genossenschaftsmitglieder nicht aus. Sie wußten, wen sie an Hermann Wester hatten.
1968 folgte Helmut Wester seinem Vater im Amt. Um diese Zeit setzte eine Welle von Fusionierungen der Molkereien ein, die alles bisher Dagewesene auf den Kopf stellt. In der ordentlichen Generalversammlung der Raiffeisen-Molkerei Teglingen eGmbH am 25.6.1971 wurde der Beschluß über die Aufgabe des Geschäftsbetriebes und über den Abschluß eines Geschäftsversorgungsvertrages mit der Butter-Absatz Osnabrück-Emsland eGmbH, Osnabrück gefaßt.

Mit dem 30.09.1971 wird die Milchbearbeitung und Produktion in den Betrieben Teglingen und Meppen eingestellt. Ab 1.10.1971 werden auf Grund von Milchlieferungsverträgen zwischen Milcherzeugern und der "BAZ" Osnabrück die Milch mit zwei Sammelfahrzeugen aus dem Einzugsgebiet Teglingen/Meppen zur Molkerei Beesten gefahren.

Am 15.3.1983 beschließt die Generalversammlung der Molkerei Teglingen e.G. mit einfacher Mehrheit den Verkauf von Grundstück und Gebäude an Herrn Heinz Hackmann, Teglingen.

Während am 8.2.1990 in einer Generalversammg der Raiffeisen-Molkerei Teglingen e.G. mit 66% eine Beschlußfassung über die Verschmelzung mit der Molkereigenossenschaft Haselünne eG abgelehnt, stimmt sie am 22.2.1990 mit 93% einer Verschmelzung zum 1.4.1990 zu. Nach Zustimmung der Haselünner lautet die Firmierung fortan Milchverwertung-Emsland-Mitte eG, Haselünne.
Am 29.5.1990 fand eine letzte Generalversammlung der Molkerei Teglingen für das Rumpfgeschäftsjahr 1.1. - 31.3.1990 statt. 1992 wurden Grundstück und Gebäude in Meppen nach Verkauf an Herrn Klaus in Meppen abgegeben. Die Milchverwertung Emsland-Mitte eG, Haselünne faßte 1994 den Beschluß zur Verschmelzung mit Weser-Ems-Milch eG, Oldenburg. Die Zukunft wird uns lehren, ob dies der letzte Stand der Dinge sein wird.

Anmerkung
Die Angaben wurden überwiegend der Festschrift "75 Jahre Molkerei Teglingen" und der "Schulchronik Teglingen" entnommen. Teilweise beruhen sie auf Angaben von Herrn Helmut Wester, der sie freundlicherweise zur Verfügung stellte.